G20 Summit

G20-Gipfel Hamburg (Teil 3/ Ausschreitungen im Schanzenviertel by Willi Effenberger

Am Abend des 07. Juli, dem zweiten Tag der Gipfelproteste, kam es im Hamburger Schanzenviertel zu schweren Ausschreitungen. Die Taktik der Polizei, mit aller Härte selbst gegen kleinere Ansammlungen von Protestierenden vorzugehen, ging im Schanzenviertel nicht mehr auf. Im Park am Pferdemarkt stürmten behelmte Einsatzhundertschaften mehrfach in die dort friedlich stehenden Menschen während am Eingang zum Schanzenviertel die erste Barrikade gebaut und in Brand gesetzt wurde. Einige Zeit später versuchten mehrere Einsatzhundertschaften über eine Seitenstraße auf das Schulterblatt zu gelangen, wurden jedoch von über hundert Vermummten daran gehindert. Daraufhin wurden weitere Barrikaden in der Seitenstraße errichtet, die Polizei versuchte das Geschehen mit Wasserwerfern und einem Räumpanzer unter Kontrolle zu bekommen, schaffte es jedoch nur, die Ausschreitungen aufs Schulterblatt einzudämmen. Innerhalb kürzester Zeit änderte sich die personelle Zusammensetzung der Menschen auf dem Schulterblatt. Während die Ausschreitungen am Anfang noch von einer organisierten Gruppe auszugehen schienen, waren es schnell angetrunkene Zuschauer, die selbst zu Akteuren wurden. Es wurden mehrere Geschäfte geplündert, weitere Barrikaden errichtet und in Brand gesetzt und die Polizei unternahm über Stunden keinen ernstzunehmenden Versuch mehr, die Situation unter Kontrolle zu bekommen.
Erst gegen zwei Uhr Nachts stürmten schwer bewaffnete Mitglieder des deutschen Sondereinsatzkommandos (SEK) und des österreichischen Sondereinsatzkommandos (Cobra) die Häuser und Dächer am Eingang zum Schulterblatt und die Polizei drang in das Viertel ein.
Eine merkwürdige Beobachtung war, dass während der gesamten Ausschreitungen kein Versuch durch die Einsatzkräfte unternommen wurde, über die Juliusstraße, die Susannenstraße oder aus Richtung der Max-Brauer-Allee auf das Schulterblatt zu gelangen und das, obwohl dort eher Feier - als Aufstandsstimmung herrschte.

 

G20-Gipfel Hamburg (Teil 2/ Color the Red Zone) by Willi Effenberger

Den gesamten Freitag über versuchten Aktivistinnen und Aktivisten in die sogenannte "Rote Zone", also den für Demonstrationen gesperrten Bereich rund um den Gipfel, einzudringen.
Am frühen Morgen liefen von verschiedenen Punkten Demonstrationen los, die alle innerhalb kürzester Zeit von der Polizei gestoppt wurden.
Bei einem "Finger" kam es dabei zu 14 Schwerverletzten, die auf der Flucht vor der Polizei über ein Gerüst kletterten, welches dann unter dem Druck einbrach.
Am Nachmittag begann die sogenannte "Zweite Welle" mit deutlich über 10.000 Menschen, die sich am Millerntor sammelten und dann in diverse Richtungen losmarschierten. Diesmal war der Plan der Gipfelgegner, zur Elbphilharmonie zu gelangen und dort das "Kulturprogramm" des Gipfels zu stören.
Erneut wurden die Demonstrationen gewaltsam aufgehalten und zerschlagen, woraufhin sich tausende Menschen in die Hamburger Innenstadt begaben und die Situation über Stunden völlig chaotisch war. Zu diesem Zeitpunkt schien die Einsatzleitung der Polizei jegliche Kontrolle über die Hamburger Innenstadt verloren zu haben, was wiederum dafür sorgte, dass völlig wahllos und ohne erkennbaren Sinn immer wieder Menschen von Einsatzhundertschaften angegriffen und in eine willkürliche Richtung getrieben wurden.

G20-Gipfel Hamburg (Teil 1/ Welcome to Hell) by Willi Effenberger

Am Donnerstagabend versammelten sich am Hamburger Fischmarkt bis zu 25.000 Menschen, um unter dem Motto "Welcome to Hell" die erste Großdemonstration gegen den diesjährigen G20-Gipfel zu begehen. Die Demonstration wurde von den Polizeikräften jedoch am Loslaufen gehindert, da der vordere Teil der Demonstration geschlossen vermummt auftrat, was einen Verstoß gegen das Versammlungsverbot darstellt. Die Polizei gab zu verstehen, dass die Demonstration erst loslaufen würde, wenn die Vermummung abgelegt wird. Nach kurzen Verhandlungen mit dem Anmelder der Demonstration und der Einsatzleitung der Polizei kam ein Großteil der Demonstranten dieser Aufforderung nach. Dennoch wurde der Demonstrationszug weiter am Loslaufen gehindert und dann unvermittelt und unter Anwendung unverhältnismäßig massiver Gewalt angegriffen und auseinandergetrieben. Es kam zu zahlreichen unschönen Jagdszenen und dutzende Demonstranten wurden, zum Teil schwer, verletzt. Ein Demonstrant schwebte bis Freitagnachmittag in Lebensgefahr.