Selbstverwaltung im Flüchtlingslager / by Willi Effenberger

Das Shingal-Camp in der Nähe der kurdischen Stadt Diyarbakir leben ungefähr 1500 jezidische Flüchtlinge. Sie sind im Sommer 2014 vor dem Vormarsch des 'IS' auf Shingal geflohen und leben nun in den kurdischen Gebieten der Türkei.
Das Gelände des Camps wurde von der kurdischen Befreiungsbewegung 'beschlagnahmt' und Aktivisten der Bewegung Helfen den Bewohnern auch bei der Verwaltung.
Das Camp hat eine Apotheke, ärztliche Behandlungszimmer, zwei Sportplätze, die vorher schon da waren und mit 'beschlagnahmt' wurden.
Im Camp leben auch 18 Lehrer, die jedoch momentan nicht unterrichten können, da die Schule vor kurzem abgebrannt gibt.
Offiziell anerkannt sind das Lager und die darin lebenden Flüchtlinge nicht, woraus vor allem bei der ärztlichen Versorgung enorme Probleme entstehen: für kleinere Probleme reichen die Behandlungszimmer im Camp, für schwerere Krankheiten oder Operationen müssten die Menschen in ein Krankenhaus. Da sie komplett unversichert sind, sind sie in diesen Fällen auf die Hilfe solidarischer Ärzte angewiesen.
Trotzdem sind die Bewohner mit dem Camp zufrieden, viele sagen sogar es ist schön da. Dennoch wollen die meisten in der Zukunft, trotz dem Wissen über die gefährliche Reise, nach Europa aufbrechen. Zu tief sitzt das Trauma, zu groß ist die Angst vor erneuten Massakern.